Die erste Jagdwaffe – welche ist die beste? Heute möchte ich mit euch über ein Thema sprechen, das mir immer wieder durch den Kopf geht. Es wird mir auch oft in den Kommentaren oder per E-Mail gestellt: Wie würde ich heute meine erste Jagdwaffe auswählen, wenn ich jetzt noch mal als Jungjäger anfangen würde?

Vier Jahre Erfahrung – ein Fazit

Ich bin mittlerweile seit fast vier Jahren Jäger, ab April offiziell kein Jungjäger mehr. Das ist an sich schon eine schöne Nachricht, denn man hat über die Jahre einiges an Erfahrung gesammelt. Das, was ich euch jetzt erzähle, basiert auf meinen persönlichen Erlebnissen und meiner subjektiven Meinung. Natürlich könnt ihr das für euch prüfen und überlegen, ob das für euch Sinn macht oder hilfreich ist. Eines ist sicher: In der Jagd gibt es so viele unterschiedliche Meinungen – was ich euch mitgebe, ist nur eine davon.

Gewicht: Zu Beginn überbewertet

Als ich angefangen habe, habe ich extrem auf das Gewicht der Waffe geachtet. Ich dachte damals, das wäre ein absolut entscheidender Faktor. Schaut man sich meine früheren Videos an, sieht man, dass ich mir eine Sako geholt habe, die komplett auf Gewichtsoptimierung ausgelegt war. Klar, ein geringes Gewicht kann nie schaden, aber es ist eben auch nicht immer von Vorteil. Warum? Das erkläre ich euch jetzt.

Am Anfang war ich der Meinung, dass ein leichtes Gewehr das Nonplusultra ist, weil ich dachte, dass Pirschjagd direkt in den ersten Jahren eine große Rolle spielen würde. Tatsächlich sieht es bei vielen Jungjägern aber ganz anders aus: Die meisten haben in den ersten zwei Jahren nur die Möglichkeit zur Ansitzjagd, und dort spielt das Gewicht der Waffe eine eher untergeordnete Rolle. Ihr lauft in der Regel nur 300 bis 400 Meter vom Jagdwagen bis zum Hochsitz. Da fällt es kaum ins Gewicht, ob eure Waffe 500 Gramm mehr oder weniger wiegt. Viel eher schleppt ihr allerlei anderen Kram mit euch herum, der schwerer wiegt als das Gewehr.

Schwere Waffen liegen besser

Ich habe inzwischen die Erfahrung gemacht, dass eine etwas schwerere Waffe besser liegt und sich angenehmer schießt. Nehmen wir mal meine TTS als Beispiel. Gestern war ich noch mal auf dem Schießstand und habe kontrolliert geschossen – Loch in Loch, es hat sich nichts geändert. Ich musste nichts groß verstellen. Die Waffe liegt satt und ruhig. Das macht im Schuss auf weitere Entfernungen einen gewaltigen Unterschied.

Leichte Waffen dagegen neigen dazu, etwas kippeliger zu sein. Das merkt man besonders beim Zielen über größere Distanzen. Ein kleiner Wackler im Zielfernrohr kann bei 120 oder 150 Metern schnell zu mehreren Zentimetern Unterschied auf dem Wildkörper führen. Natürlich hängt das immer von der Jagdsituation ab, aber ich persönlich bevorzuge mittlerweile eine Waffe mit etwas mehr Gewicht.

Ein weiteres Argument für eine schwerere Waffe ist der Rückstoß. Besonders, wenn ihr ohne Schalldämpfer schießt, verteilt sich der Rückstoß bei einer schwereren Waffe besser. Der berühmte „Schlag in die Schulter“ wird dadurch deutlich abgemildert.

Schalldämpfer: Ein Muss

Ich halte es für unerlässlich, einen Schalldämpfer zu verwenden. Der Rückstoß wird dadurch deutlich reduziert, und das Schießen wird angenehmer. Wenn ihr einen Schalldämpfer nutzt, könnt ihr auch problemlos eine leichtere Waffe verwenden, ohne dass der Rückstoß ein großes Problem darstellt. Trotzdem gilt für mich: Eine Waffe, die satt liegt, schießt sich ruhiger und angenehmer – das ist ein Punkt, den man nicht unterschätzen sollte.

Holz oder Kunststoffschaft?

Kommen wir zum nächsten Punkt: dem Schaftmaterial. Viele raten Jungjägern zu einem Kunststoffschaft, weil dieser robuster und unempfindlicher gegenüber Kratzern und Dellen ist. Ich persönlich habe mich damals für einen Holzschaft entschieden und würde das auch heute wieder tun. Warum? Ganz einfach: Jede Macke erzählt eine Geschichte. Ein Holzschaft bekommt im Laufe der Zeit Gebrauchsspuren, die den individuellen Charakter der Waffe unterstreichen. Für mich gehört das einfach dazu. Natürlich muss man mit einem Holzschaft etwas sorgfältiger umgehen, aber das fördert auch die Wertschätzung für die eigene Ausrüstung.

Kaliberwahl: Einfache Lösungen für Jungjäger

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Wahl des Kalibers. Hier gibt es unzählige Meinungen und Empfehlungen. Ich habe mich damals für das Kaliber .308 Winchester entschieden und bin damit sehr zufrieden. Es ist ein Allround-Kaliber, mit dem man in Deutschland nahezu alles bejagen kann. Ein weiteres Kaliber, das ich empfehlen kann, ist das 6.5 Creedmoor. Beide Kaliber haben moderate Rückstoßwerte und sind für Jungjäger gut geeignet. Wichtig ist, dass ihr euch mit dem Kaliber wohlfühlt und Vertrauen in eure Waffe habt.

Optik: Qualität vor Preis

Ein oft gehörter Ratschlag lautet: „Investiere mehr in das Glas als in die Waffe.“ Ich sehe das etwas differenzierter. Natürlich ist eine gute Optik wichtig, aber gerade als Jungjäger hat man oft ein begrenztes Budget. Ich würde daher empfehlen, zunächst in eine solide Waffe zu investieren und bei der Optik einen Mittelweg zu wählen. Es gibt durchaus preiswerte Zielfernrohre, die für den Einstieg vollkommen ausreichen. Später kann man die Optik immer noch aufrüsten. Wichtig ist, dass das Gesamtpaket stimmt und ihr euch mit eurer Ausrüstung sicher fühlt.

Fazit: Erfahrung schlägt Theorie

Abschließend möchte ich sagen, dass die Auswahl der ersten Jagdwaffe eine sehr persönliche Entscheidung ist. Lasst euch nicht von zu vielen Meinungen verunsichern. Probiert verschiedene Waffen aus, geht auf den Schießstand und sammelt eure eigenen Erfahrungen. Hört auf euer Bauchgefühl und wählt die Waffe, die zu euch passt. Denn am Ende des Tages müsst ihr mit eurer Entscheidung glücklich sein und euch auf eure Ausrüstung verlassen können.

Ich hoffe, meine Erfahrungen und Gedanken helfen euch bei eurer Entscheidung weiter. Wenn ihr Fragen habt oder eure eigenen Erfahrungen teilen möchtet, schreibt es gerne in die Kommentare. Waidmannsheil und bis zum