Heute möchte ich mit euch über Dinge sprechen, die in der Jagdschule oder im Jagdkurs so gut wie nie vermittelt werden. Das sind Erfahrungen, die man erst sammelt, wenn man selbst regelmäßig im Revier unterwegs ist. Ich habe meine persönlichen Top 5 herausgesucht – Situationen, bei denen ich mir rückblickend oft gedacht habe: „Hätte ich das doch mal früher gewusst!“
Platz 5: Jagdgemeinschaft und zwischenmenschliche Dynamik
Fangen wir mit einem Thema an, das oft unterschätzt wird: die Jagdgemeinschaft. Eines wurde mir in den ersten Jahren sehr schnell klar: Jagd ist nicht nur das, was man draußen im Revier erlebt, sondern auch das, was hinter den Kulissen passiert – insbesondere auf der zwischenmenschlichen Ebene. Auf diese Dynamik bereitet euch niemand wirklich vor.
Zu Beginn dachte ich, ich mache meinen Jagdschein, finde ein Revier und alles wird entspannt. Weit gefehlt! Als Jungjäger habt ihr es oft schwer, akzeptiert zu werden. Ihr habt eine Idee? Falsch. Ihr habt eine Meinung? Auch falsch. Ihr wollt um 7 Uhr auf den Hochsitz gehen? Nein, falsch – entweder zu früh oder zu spät. Schalldämpfer? Warum denn das? Falsches Glas, falsches Kaliber, falsche Kleidung – kurz gesagt: Ihr macht erstmal alles falsch.
Natürlich gibt es auch erfahrene Jäger, die euch gute Tipps geben und euch das Gefühl vermitteln, willkommen zu sein. Aber es gibt eben auch jene, die meinen, ständig an euch herumnörgeln zu müssen.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Bei uns im Revier hieß es zu Beginn: „Wir haben hier keinen Jagdneid.“ Klingt doch super, dachte ich. In der Praxis sah das allerdings anders aus. Sobald jemand einen starken Bock erlegte, gab es Neid, Missgunst und schlechte Stimmung. Diese Erfahrung war für mich unerwartet und lehrreich zugleich.
Platz 4: Die Ausrüstung – Was wirklich wichtig ist
Ein weiteres Thema, das in der Jagdschule nur oberflächlich behandelt wird, ist die Ausrüstung. Zwar lernt ihr in den Kursen viel über Kaliber, Büchsen und Schaftmaterialien, aber das Wichtigste sagt euch niemand: Kauft die Ausrüstung, die zu euch passt – nicht das, was euch empfohlen oder gar aufgeschwatzt wird.
Ich erinnere mich noch gut an meine erste Büchse. Sie war keine schlechte Wahl, aber ich wurde nie wirklich glücklich damit. Damals hörte ich auf die Empfehlung meines Jagdlehrers. Doch die Waffe passte weder optisch noch in der Handhabung zu mir. Und genau das ist entscheidend: Ihr müsst euch mit eurer Waffe wohlfühlen – sowohl optisch als auch in der Handhabung.
Ich persönlich habe Freude an schönen Dingen. Eine Waffe, die mir nicht gefällt, macht mir weniger Spaß, selbst wenn sie funktional einwandfrei ist. Hinzu kommt die praktische Seite: Wenn eine Waffe zu lang oder zu schwer ist und ihr damit ständig irgendwo anstoßt, werdet ihr irgendwann eine andere wollen. Das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist, dass ihr daraus lernt und künftig auf euer Bauchgefühl hört.
Platz 3: Zeitfaktor Jagd – Das unterschätzte Thema
Jagd frisst Zeit – mehr, als viele anfangs glauben. Man stellt sich das oft so vor: Einmal im Monat rausfahren, ein paar Stunden sitzen, fertig. In der Realität sieht das anders aus. Wenn ihr etwas lernen und erfolgreich jagen wollt, müsst ihr regelmäßig ins Revier – am besten mehrmals pro Woche.
Ich selbst versuche, je nach Zeit, zwei- bis dreimal wöchentlich ins Revier zu gehen. Diese Regelmäßigkeit zahlt sich aus: Ihr lernt, wie das Wild auf unterschiedliche Wetterbedingungen reagiert, wann welche Stücke austreten und worauf ihr besonders achten müsst. Solche praktischen Erfahrungen sind durch keine Theorie zu ersetzen.
Dabei solltet ihr die Zeit gut einplanen, vor allem im Winter. Während ihr im Sommer abends um 18 Uhr losfahren könnt, müsst ihr im Winter oft schon um 15 Uhr aufbrechen, weil die Sonne früh untergeht. Solche Dinge merkt man erst, wenn man es selbst erlebt.
Platz 2: Wild aufspüren – Die Königsdisziplin
Das Aufspüren von Wild gehört zu den wichtigsten und schwierigsten Aufgaben eines Jägers. Zwar lernt ihr in der Jagdschule theoretisch etwas über Wechsel, Äsungsflächen und den Lebensraum der Tiere, aber die Praxis sieht oft ganz anders aus. Selbst die beste Ausrüstung hilft euch nicht, wenn ihr nicht wisst, wo und wann das Wild austritt.
Mein Tipp: Verbringt so viel Zeit wie möglich im Revier und beobachtet die Umgebung genau. Achtet auf Wechsel, Äsungsflächen und mögliche Verstecke.
Eine meiner frühen Erfahrungen war, dass ich oft auf Hochsitzen saß, die an ungünstigen Stellen standen – zum Beispiel an frisch gemähten Wiesen oder an Orten, die Spaziergänger mit Hunden häufig nutzten. Dort ist die Chance auf Anblick gering. Diese Lektion musste ich erst lernen.
Platz 1: Der Moment der Wahrheit
Kommen wir zu meinem wichtigsten Punkt: dem Moment der Wahrheit – wenn das Wild vor euch steht. Darauf kann euch keine Jagdschule wirklich vorbereiten.
Plötzlich steht das Stück Wild vor euch. Es ist jagdbar, ihr seid in der richtigen Position – und jetzt müsst ihr schießen. Dieser Moment ist voller Adrenalin und Unsicherheit. Das Herz klopft, die Hände zittern vielleicht – und das ist auch gut so! Denn dieser Augenblick lehrt euch Respekt vor dem Wild. Ihr nehmt ein Leben, und das sollte nie leichtfertig geschehen.
Ich finde es wichtig, dass diese Aufregung bleibt. Auch heute, nach vielen Jagden, spüre ich in solchen Momenten immer noch Anspannung. Und das ist ein gutes Zeichen – es zeigt, dass man die notwendige Demut und Dankbarkeit gegenüber dem Wild bewahrt.
Das waren meine persönlichen Top 5 der Dinge, die ich gerne schon in der Jagdschule gelernt hätte. Vielleicht helfen euch meine Erfahrungen weiter. Falls ihr selbst ähnliche Erlebnisse gemacht habt, schreibt sie gern in die Kommentare.